oder: in Rumänien tickt halt alles etwas anders … am Ende kommt es meistens gut
Dass jedes gechippte Tier für den Eintrag in die staatliche Datenbank einen Besitzer braucht scheint jedem klar zu sein. Dass vieles in Rumänien etwas anders läuft als in Mitteleuropa haben wir in unseren Berichten immer mal wieder erwähnt ……
Um diese für uns nicht immer so einfache Tatsache auch für unsere Spender, Gönner und Freunde verständlich zu machen, hier eine kleine Story. Mit einem Augenzwinkern, aber durchaus der Realität entnommen. Vielleicht versteht Ihr danach ganz gut, warum gewisse Dinge auf unseren Einsätzen viel Geduld, Zeit und manchmal auch Nerven kosten.
Drehen wir das Rad zurück: am 1. August 2014 hat die SHKR Delegation zusammen mit zwei Tierärzten (unseres Vertrauens) alle Tiere im alten Shelter von Otelu Rosu grund-immunisiert und gechippt. Allen Beteiligten scheint klar: Besitzer der Hunde ist die Primeria (Gemeindeverwaltung) der Stadt Otelu Rosu. Dass eine politische Gemeinde und eine ausländische Organisation wie SHKR in Rumänien keine Hunde halten können haben wir erklärt bekommen und auch verstanden. Darum musste eine „leibhaftige Person“ her, die für die Aufnahme der Tiere in die staatliche Datenbank signieren soll.
Mit diesem Ziel „beförderte“ der Primarul (Bürgermeister) in bester Absicht kurzerhand einen „freiwilligen“ Mitarbeiter der Gemeinde für diese formelle „Patenschaft“. Dieser zeigte auch mittelmässig Freude an seinem neuen „Besitz“ von 34 Hunden und sagte zu, die gute Sache formal zu unterstützen.
In der Folge generierte die nötige kleine Formalität für den Tierarzt eine abendfüllende Fleissarbeit um die Tiere mit den definierten neuen Besitzverhältnissen im entfernten Bukarest in die Datenbank einzutragen. Alles mal 34. Danach mussten nur noch die Papiere im Doppel – also mal 68 – mit Unterschirift (und Stempel) des Tierarztes für die nötige Unterschrift (mit Stempel) des „Besitzers“ vorbereitet werden. Alles klar, alles bestens.
Mitte August 2014: Papiere sind fertig, noch „schnell“ eine Autostunde entfernt die Unterschrift und den Stempel des Besitzers einholen …. und fertig lustig. Aber nein, wir sind ja in Rumänien. Jetzt wollte der neue „Besitzer“ nichts mehr von seiner Zusage wissen. Auch nach wiederholten Gesprächen nicht. Obermühsam für unseren Vertreter vor Ort. Das Geschäft versandet … nicht aus bösem Willen, nein, es sind halt noch andere kleine Formalitäten zu erledigen.
Und jetzt wieder in die Gegenwart: die SHKR möchte gerne im Anschluss an seinen Oktober-Einsatz einige Tiere aus dem „Besitz“ der Stadt Otelu Rosu übernehmen und aus dem Land exportieren. Dazu benötigt man: den europäischen Tierpass mit allen nötigen Einträgen – dachten wir.
Schnell wird klar: die Sache muss formell klar und sauber geregelt werden. Erstens einmal müssen die Tiere „ordentlich“ mit einem Besitzer (der auch dafür unterschrieben hat) in der staatlichen Datenbank eingetragen sein. Ansonst gibt es zweitens keine Möglichkeit, dass der „Besitzer“ seine Hunde – ebenfalls formell – mit einem Vertrag abtritt, verkauft oder was auch immer.
Nach mehreren Telefonaten, die unser Tierarzt des Vertrauens in entgegenkommender Weise mit dem entfernten Bukarest und dem näheren Otelu Rosu führt ist der Morgen um und der Spiessrutenlauf in etwa umschrieben: ERST einmal muss eine Person her, die tatsächlich willens ist zu unterschreiben. DANN muss die Unterschrift des „Besitzers“ (eine Autostunde weg …) her. DANN kann der Eintrag in die Datenbank (in Bukarest) geändert werden. DANN muss ein Abtretungsvertrag gemacht werden, der vom „Besitzer“ zu unterschreiben ist (mit Stempel), wiederum eine Autostunde weg. DANN müssen die Hunde dem Pass ausstellenden Tierarzt (immer noch unseres Vertrauens) vorgestellt werden. DANN wird der Pass ausgefertigt …… DANN KANN MAN REISEN. Kleinigkeit.
Bref: Nach einem weiteren Telefonat mit der Primeria in Otelu Rosu konnte plötzlich ganz schnell und unbürokratisch ein sympathischer neuer „Besitzer“ gefunden werden. UND wir konnten die Geschichte etwas abkürzen: Den Abtretungsvertrag durften wir dem „Besitzer“ blanko zur Unterschrift (mit Stempel) vorlegen, da unsere Delegation noch nicht abschliessend entschieden hatte, welche Hunde „in den Export“ gehen werden (Sara war einzig schon gesetzt)
Unter dem Strich: soviel Zeit für den Formalismus und Bürokratismus haben wir definitiv nicht, denn der neue „Besitzer“ ist ja – immer noch – eine Autostunde entfernt. Was tun?
Wir entscheiden uns: Das Team kann nicht wie geplant zusammen die Rückreise antreten. Eine Zweierdelegation hängt einen Tag an und fährt später nach.
Resultat: Wir haben gewonnen, die Hunde haben gewonnen, Bukarest ist zufrieden, win/win heisst das doch, oder?
Noch Fragen?