Pfingstmontag,28. Mai 2012, Tag 3:
Lobbyarbeit beim Bürgermeister und letzte Hundespaziergänge
Auch am dritten und letzten Tag des 2. Rumänien-Einsatzes der Schweizerischen Hunde- und Katzenrettung (neu SHKR) war das Tagesprogramm bereits völlig ausgefüllt. Die Helfer der SHKR und unser Mann vor Ort, Otto Forster, hatten wieder einiges vor. Erstes Ziel des heutigen Tages war das Rathaus von Lugoj, in welchem der amtierende Bürgermeister Boldea seines Amtes waltet. Neben 5 Mitarbeitern der SHKR, 3 Mitgliedern von Free Amely 2007 und einer Übersetzerin waren auch mehrere Journalisten der örtlichen Presse zugegen. Diese waren allerdings erst später geladen – zu einer extra anberaumten Pressekonferenz.
In einer ersten Phase – während des vertraulichen Gesprächs – waren die Tierschützer und der Bürgermeister aber noch unter sich. Boldea war offen, freundlich und lustig gegenüber den Tierschützern. Er wirkte, obwohl kurz vor der Wahl stehend, entspannter als beim ersten Treffen vor sechs Wochen. Seine Versprechen hat er, sehr zu unserem Erstaunen, innert dieser kurzen Zeit gehalten und realisiert. Wenn auch noch nicht ganz unseren Vorstellungen entsprechend. Eine neue Anlage, teils mehr schlecht als recht überdacht, vergrössert die Grundstückfläche des öffentlichen Tierheims auf gut das doppelte.
Auf der Anlage muss aber noch einiges nachgebessert werden. So ist diese bis dato unmöglich wintertauglich. Die teils sehr unterschiedlichen Charaktere der Hunde, die in grosser Anzahl in Gruppenhaltung untergebracht sind, stellen ein Problem dar. Kranke Hunde sind zusammen mit gesunden Hunden, sozial starke Tiere dominieren sozial schwache. Verletzungen werden durch den zuständigen Pfleger in einer grossen Gruppe viel schwerer entdeckt – wenn überhaupt. Die bestehende Gruppe muss zwingend in absehbarer Zeit in mehrere kleine Rudel unterteilt werden, um den Schutz und die Gesundheit der einzelnen Individuen sicherzustellen. Zudem ist so eher sichergestellt, dass sich sozial untergeordnete Tiere an Futter- und Wasserstellen verpflegen können und nicht in der grossen Masse untergehen. Nicht unterschätzt werden darf auch die Verletzungsgefahr, die bei Beissereien unter den Tieren auch für das betreuende Personal besteht. Bürgermeister Boldea versprach uns, für die genannten Punkte Nachbesserungen zu tätigen. Wir werden dies natürlich kontrollieren.
Nach dem aufschlussreichen Gespräch mit dem Bürgermeister der in den neunziger Jahren für ihre tierquälerischen Säuberungen berüchtigten Stadt Lugoj, sowie nach der Pressekonferenz und den anschliessenden Einzel-Interviews für Radio, Fernsehen und Printmedien, ging es weiter zu einem befreundeten Tierarzt in der Nähe des Stadtzentrums. Da die Futtervorräte im Tierheim in spätestens zwei Tagen aufgebraucht sein würden, finanzierte die SHKR von Spendengeldern aus der Schweiz 300 kg Trockenfutter. Diese wurden in zwei Fahrzeuge verladen und ins Tierheim von Lugoj gebracht, begleitet von einem rumänischen Kamera-Team. Von Bea wurden dem Tierheim zudem zahlreiche Hundemäntelchen für die kalten Monate übergeben. Die Mäntel werden von Frauen von Hand angefertigt und an verschiedene Organisationen verteilt. Dieses Mal hatten wir grosses Glück und wurden berücksichtigt. Vielen Dank an dieser Stelle.
Bald mussten sich unsere SHKR-Helfer auf den Rückweg machen, um in der verbleibenden Zeit noch einige der eingepferchten Hunde spazieren zu führen. Die Sonne wärmte die beglückten Hunde und man merkte ihnen an, wie sehr sie sich freuten, endlich wieder einmal draussen zu sein. Sie knabberten genüsslich am satt-grünen Gras, wälzten sich freudig auf der Wiese oder wirbelten wie wild herum. Die Freude war bei Mensch und Tier gross. Für diese Momente kämpfen wir !!
Zudem räumten die SHKR-Helfer, wie schon in Spanien, auf jedem Spaziergang die Feldwege, Bäche und Wiesen auf. Unzählige PET-Flaschen konnten aufgesammelt und recycelt werden. Auch Fernsehgeräte, Schuhe und viel, viel Plastikmüll wurde von uns aufgesammelt und entsorgt.
BUBU, der kleine Racker, den wir bereits vor anderthalb Monaten in unsere Herzen geschlossen hatten, fand unterdessen ein neues Zuhause. Für diesen grossen Augenblick verwöhnten Becky und Melanie den kleinen Schmusekerl mit einer Dusche. Wohlriechend wurde er anschliessend in seiner Box den neuen liebevollen Besitzern übergeben. Happy End für Bubu ….
Für uns hiess es unterdessen Abschied nehmen. Von Rumänien. Von Otto und seinem engagierten Team, der Familie Balaj. Und von unseren lieben Hunden! Bereits im Flugzeug fütterten die SHKR-Helfer den Laptop mit Fotos und Charakter-Berichten über die Hunde von Free Amely 2007. Die Daten werden dann dem rumänischen Verein zur Verfügung gestellt, woraufhin dem Verein für die Vermittlungsarbeit nichts mehr im Wege steht und diese wesentlich einfacher wird. Wir freuen uns auf unseren nächsten Einsatz in Rumänien und hoffen in der Zwischenzeit auf viele weitere Geld- und Materialspenden !!